Ferrante, Elena: Lästige Liebe

Die 45jährige Comiczeichnerin Delia, die in Rom lebt, erwartet ihre 63jährige Mutter Amalia, die mit dem Zug aus ihrer Heimatstadt Neapel anreisen möchte. Anstelle des Besuchs erhält Delia jedoch die Nachricht von Amalia’s Tod: Nur mit einem exklusiven BH bekleidet, wurde die Mutter an einem Strand gefunden.
Im Anschluss an die Beerdigung in Neapel, der Stadt ihrer verdrängten Kindheit und Jugend, will Delia die Wahrheit über den Tod ihrer Mutter herausfinden. Stattdessen findet sie beim Herumstreunen durch Neapels Gassen und beim Aufsuchen von Orten ihres Aufwachsens anhand von früheren Bekannten und schmerzhaften Erinnerungen schreckliche und erschütternde Wahrheiten über ihre Vergangenheit heraus. Verdrängte und abgewehrte Wahrheiten, die schließlich, nachdem sie ins Bewusstsein Delia’s gelangt sind, dieser ein Abschließen und Ruhen lassen ermöglichen.

Der Leser bekommt gleich einen Einblick in die ambivalente Mutter-Tochter-Beziehung und wird mit seltsamen Begebenheiten konfrontiert:

  • Merkwürdige Telefonanrufe der Mutter.
  • Die Leiche der Mutter wird an den Strand gespült.
  • Die Mutter ist nur mit einem nagelneuen Spitzen – BH bekleidet.
  • Die Mutter hat wohl häufig Besuch von einem „hochgewachsenen und anständigen Mann“ bekommen.
  • Der Wasserhahn läuft in Amalias Wohnung und sie hat ihre gesamte Garderobe in den Müll gestopft. Und das, obwohl Amalia so sparsam ist.
  • Ein rätselhafter Mann taucht auf der Beerdigung auf und ruft in der Wohnung der verstorbenen Mutter an: Caserta.

Die Sprache ist bildhaft und die Beschreibungen sind präzise, so dass Bilder vor dem geistigen Auge entstehen. Die Geschichte und ihr nicht vorhersehbares Ende sind berührend, erschreckend und erschütternd. Und eigentlich auch spannend.
Eigentlich? Ja, eigentlich.
Ich wollte durchgehend wissen, wie es weitergeht und wie die Geschichte ausgeht. Ich wollte immer weiterlesen, nur ungern unterbrechen und keinesfalls abbrechen.
Trotzdem konnte mich die psychologisch gut ausgearbeitete, aber etwas wirre Geschichte nicht fesseln; nicht packen.
Es fehlt m. E. das gewisse Etwas, um ein Pageturner zu sein.

3/5⭐️

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