Es geht in „Pfote drauf“ um modernes positives Hundetraining.
Die Italienerin Christine Kompatscher ist Hundetrainerin und vermittelt alltagstauglich und mit vielen Beispielen die wissenschaftliche Basis sowie die praktische Umsetzung dieser Form des Hundetrainings.
Auf sehr anschauliche und äußerst verständliche Weise erklärt Christine Kompatscher im ersten Kapitel die Grundlagen des Lernens und die Theorie, die hinter bestimmten Methoden oder Verhaltensweisen steckt.
Manch‘ einer hätte sich gefreut, wenn er z. B. die klassische oder operante Konditionierung im Biologieunterricht so nachvollziehbar, einfach und unterhaltsam erklärt bekommen hätte.
Das Kapitel über die Welpenzeit hat mich besonders gefesselt, weil dadurch nicht nur meine Vorfreude auf meinen Welpen wuchs, sondern weil die Hundetrainerin Basics wie Stubenreinheit anspricht und auch auf die schwierigen Momente (z. B. die „wilden fünf Minuten“, Zerbeißanfälle und diverse Malheure in der Wohnung) dieser Phase eingeht und Erklärungen sowie Möglichkeiten des Umgangs damit anbietet.
Auch die Themen „Leinenführigkeit“, „Autofahren mit dem Hund“ und „Rückruftraining“ habe ich mit großem Interesse gelesen, weil ich mir natürlich wünsche, dass mein Hund mich mal an lockerer Leine durchs Leben begleiten und gern mit mir auf Reisen gehen wird und zu mir zurückeilt, wenn ich ihn rufe.
Dass die Box bzw. der Kennel sinnvoll und keine Tierquälerei ist und sich das Boxentraining deshalb unbedingt lohnt, ist mir nun klar. Der Hund hat hier einen Rückzugsort, an dem er zur Ruhe kommt und der Halter hat die Gewissheit, dass sein Vierbeiner sicher untergebracht ist, wenn er mal weg muss und dass die Wohnung nach seiner Rückkehr genauso aussieht, wie vor seinem Weggang.
Was das Kapitel „Ressourcen und Ressourcenverteidigung“ anbelangt, wurde ich überrascht. Ich dachte zunächst, dass es hier um etwas geht, das nicht so wichtig oder interessant ist. Aber weit gefehlt, denn Loslassen und Hergeben sind nicht ganz unwichtige Fähigkeiten, die jeder Hund beherrschen sollte.
„Jagdersatztraining“ ist eine interessante Sache und scheint auch ziemlich wichtig zu sein, da es aber davor bzw. daneben noch so viel anderes zu lernen gilt, habe ich diesen Abschnitt erstmal nur überflogen.
Deutlich aufmerksamer und interessierter beschäftigte ich mich damit, wie man bereits seinem Welpen beibringen kann, niemanden anzuspringen. Wie man das anstellt, erklärt Christine Kompatscher gewohnt einleuchtend und nachvollziehbar.
Da ich unnötiges Kläffen und Bellen genauso wie Betteln und das eben erwähnte Anspringen als absolutes „no go“ erachte, las ich den Abschnitt „Unerwünschtes Verhalten“ mit großem Interesse… und wie immer waren die Erklärungen plausibel und zog ich so einiges an Tipps und Tricks heraus.
Gerade im Abschnitt „Impulskontrolle“ betont Christine Kompatscher noch einmal, wie wichtig Gelassenheit, Kompromissbereitschaft, Prioritätensetzung und Humor in der Hundeerziehung sind. Mit gefallen ihre freundliche und wohlwollende Art, ihr Bemühen, Hundeverhalten nachzuvollziehen und ihre Fähigkeit, auch mal fünf gerade sein zu lassen.
Das Kapitel „Schnüffelspiele“ macht große Lust darauf, mal die Nase seines Vierbeiners in den Mittelpunkt zu stellen. Es ist beachtlich, welche Fähigkeiten Hunde haben und welche Leistung sie z. B. als Rettungshunde beim Mantrailing erbringen. Es wäre jammerschade, diese Ressourcen nicht zu fördern, in dem man z. B. „Finde den Futterdummy“ spielt.
Last but not least betont sie im Kapitel „Die eigene Haltung“, dass Selbstvertrauen, Gelassenheit, Fehlertoleranz, Selbstbeobachtung, Veränderungsbereitschaft, Kompromissfähigkeit, Optimismus, Freude und Humor von unschätzbarem Vorteil für das Zusammenleben mit einem Hund sind.
Christine Kompatscher erklärt alles so präzise und nachvollziehbar, dass nicht nur meine Motivation, sondern auch meine Zuversicht wuchs: Das kann man alles mit Geduld, Humor und Wissen hinbekommen!
Sie legt extrem viel Wert auf Belohnung und Ablenkung. Es ist eine sehr freundliche, liebevolle und wohlwollende Art, mit den Vierbeinern umzugehen. Klare Verbote und Strenge spielen bei ihr eine eher untergeordnete Rolle.
Das Ganze gefällt mir gut und kommt mir auch entgegen, aber ich als Laie fragte mich trotzdem zwischendurch, ob es tatsächlich immer so reibungslos und harmonisch ablaufen kann.
Bereichert wird das Buch mit wunderschönen Fotos, übersichtlichen Tabellen und farblich hervorgehobenen Kästchen mit Tipps oder wichtigen Informationen. Ganz besonders wichtige Details platziert die Autorin in einer Glühbirne.
Eine dezente farbliche Markierung der einzelnen Kapitel macht das Buch noch übersichtlicher, als es ohnehin schon ist und die Checklisten am Ende der Kapitel sind hilfreich, um das Gelesene nochmal kurz zu resümieren.
Highlights am Anfang jedes neuen Kapitels sind die amüsanten und zum Teil äußerst witzigen Alltagsbeispiele und Anekdoten von ihren beiden Hunden Balou und Smilla.
Wir lesen vom Keksklauenden oder Erdbeerpflückenden Balou und von Smilla, die schon mal gerne ein Vollbad nimmt 🙂
Es sind allesamt sehr unterhaltsame Geschichten und ich musste mehrmals schmunzeln oder meinem Mann lachend eine Passage vorlesen.
„Pfote drauf“ enthält eine gute Mischung aus lockerer Unterhaltung, anschaulicher Praxis und ernster Theorie. Die Autorin hat den Ton getroffen und gibt wertvolle Hinweise und überzeugende Tipps.
Ich empfehle dieses kurzweilige und informative Werk, in dem sich alltagsnahe Praxis, verständlich aufbereitete Theorie und konkrete Trainingsanleitungen abwechseln, sehr gerne weiter.
Die Anleitungen lesen sich nachvollziehbar und umsetzbar. Ob alles auch wirklich so klappt, werde ich erst nächstes Jahr herausfinden.
Jeder künftige oder bereits stolze Welpen- oder Junghundbesitzer, der motiviert ist, einen gut erzogenen Hund zu haben und Interesse an Blicken hinter die Kulisse hat, wird seinen Freude an diesem umfangreichen, detaillierten und alltagstauglichen Werk haben, das letztlich eine Art Lehrbuch und Nachschlagewerk für die Hundeerziehung ist.
5/5⭐️