Grigorcea, Dana: Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen

„Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen“ ist kein aktionsgeladenes, sondern ein ruhiges und atmosphärisches, trotzdem kurzweiliges Büchlein mit starkem Inhalt und schöner Sprache, das zum Nachdenken anregt. Außerdem ist es eine Liebeserklärung an die Stadt Zürich. Schon während und erst recht nach der Lektüre bekam ich Lust, dorthin zu reisen.

An einem sonnigen Tag im Frühling begegnen sich Anna, eine gefeierte und bewunderte Primaballerina aus der gehobenen Gesellschaft und Gürkan, ein jüngerer und schöner Gärtner aus einfachen Verhältnissen in einem Café auf der Seepromenade am Zürichsee. Sie kommen ins Plaudern und aus dem Geplauder wird eine Affäre.

Beide sind verheiratet und beide sehen im Anderen das verkörpert, was ihnen fehlt und wonach sie sich sehnen. Gürkan ist bodenständig und lebt ein einfaches Leben. Anna bewegt sich in wohl situierten und schillernden Kreisen, sie ist von Berufswegen viel unterwegs und repräsentiert Freiheit und Abenteuer.
Beide scheinen sich zu fragen, ob sie im richtigen Leben gelandet sind. Gürkan, ein Kurde, der früh in eine Heirat gedrängt wurde, mit seiner Frau in die Schweiz auswanderte und nun 3 Kinder hat.
Anna, die grandiose Erfolge hat, in einem Hamsterrad aus Struktur, Leistung und Fassade gefangen ist und zunehmend Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit, Sinn und Tiefe verspürt.

Im Verlauf stellt man sich unweigerlich die Frage, ob die beiden es schaffen, ihre gewohnten Rollen abzustreifen.
Ob sie es schaffen, aus ihren bisherigen Leben auszubrechen.
Es geht dabei um Verantwortung, Empathie, Mut, Verlockung, Ehrlichkeit…
Wird es eine Affäre bleiben, an die sich beide wehmütig erinnern werden oder wird es eine tragfähige Beziehung mit allen Konsequenzen werden?

Die Geschichte ist sehr kurz und jedes Wort mehr würde Spannung und Spaß bei der Lektüre minimieren.
Deshalb: selber lesen! Es lohnt sich.

4/5⭐️

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