Wir lernen in dem Roman „Der Sommer meiner Mutter“, den ich als Hörbuch genossen habe, zwei Familien kennen, anhand derer der gesellschaftliche Wandel Ende der 1960-er Jahre erlebbar wird.
In der Geschichte wird immer wieder die legendäre erste Mondlandung vom Juli 1969 erwähnt, die für den Ich-Erzähler Tobias, damals ein Junge von 11 Jahren, wahrscheinlich eine große Rolle bei der Berufswahl gespielt hat. Er arbeitet heute als Astrophysiker bei der europäischen Raumfahrtagentur.
Schon der erste schockierende Satz verrät uns das Ende der Geschichte: Alles läuft auf den Tod von Tobias Mutter am Ende dieses Sommers 1969 hinaus.
Zwei benachbarte Ehepaare freunden sich trotz konträrer politischer Haltungen (Tobias Eltern sind recht konservativ eingestellt, während die Leinhards politisch links orientiert und vermeintlich offener gegenüber dem politischen und gesellschaftlichen Wandel sind) an und auch Tobias und die frühreife Rosa, Tochter der Leinhards, verbringen viel Zeit miteinander und erkunden neue und sehr spannende Welten.
Tobias‘ Vater ist ein konservativer Ingenieur und seine Mutter ist eine 38-jährige Hausfrau, die das Rollenklischee der 60-er Jahre lebt. Durch Rosa‘s Mutter gesteht sie sich verdrängte Gefühle ein und kommt sie auf emanzipatorische Gedanken. Sie schlüpft aus ihren Kleidern, probiert Jeanshosen an und beginnt, Kriminalromane zu übersetzen. Jetzt bleibt die Küche manchmal kalt.
Die beiden Familien verfolgen zusammen die Mondlandung auf dem Farbfernseher von Verwandten. Dieses historische Weltereignis ist aber nicht das einzige, das sich in dieser Nacht, nach der nichts mehr sein wird wie es war, passiert.
Ich wurde von einer dramatischen Entwicklung überrascht, mit der ich nie gerechnet hätte, als ich das Hörbuch zu hören begann.
Schon von Anfang an fesselte mich die tiefgründige und sehr authentisch wirkende Geschichte, aber nachdem die Thematik offenkundig war und sich zunehmend eine erschütternde Dramatik erkennen ließ, wurde sie zu einem bewegenden Pageturner mit Suchtpotenzial.
5/5⭐️
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