Dicker, Joël: Die Affäre Alaska Sanders

Der Roman spielt abermals in New Hampshire an der amerikanischen Ostküste.

Abwechselnd lesen wir von den Ereignissen rund um einen Mord an der 22-jährigen Schönheitskönigin Alaska im Jahr 1999 und den wieder aufgenommenen Ermittlungen im Jahr 2010.

Alaska, die in der örtlichen Tankstelle arbeitete, wurde in dem Städtchen Mount Pleasant am Ufer des Grey Beach ermordet und anschließend von einem Bären angefressen.

Der Schriftsteller Marcus Goldman, der 2010 „zufällig“ vor Ort war, wurde von Sergeant Perry Gahalawood, mit dem er zwei Jahre zuvor schon im Fall Harry Quebert erfolgreich ermittelte, in die Polizeiarbeit einbezogen. Nach und nach finden die beiden Ermittler die Puzzleteile, die es letztlich ermöglichen, den Fall Alaska zu lösen.

Zwischen Marcus und Perry, die sich gegenseitig nur „Schriftsteller“ und „Sergeant“ nennen, hat sich seit ihrer ersten Zusammenarbeit im Fall Harry Quebert eine tiefe Freundschaft entwickelt, in die auch Perry‘s Ehefrau Helen und deren beiden Töchter eingeschlossen sind. Es macht Spaß, nicht nur in den Kriminalfall, sondern auch in das Privatleben von Marcus und Perry einzutauchen.

Was mir schon zu Beginn gefiel, war, dass immer wieder Bezug auf den sehr gelungenen Vorgängerroman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ genommen wurde, wodurch ich an Bekanntem anknüpfen und noch schneller und lieber in den neuen Text eintauchen konnte.

Es wurde aber nicht nur Bezug auf den Vorgänger genommen, sondern es wurden auch Andeutungen zum Roman „Die Geschichte der Baltimores“ gemacht. Eine originelle und gelungene Verzahnung von 3 Romanen.

Zunächst dachte ich aufgrund von Andeutungen im Buch, dass „Die Geschichte der Baltimores“ der Nachfolgeroman sein wird, aber tatsächlich kam dieses Buch schon vor dem „Fall Alaska“ heraus. Einerlei. Es gab dadurch kein Verständnisproblem. Ich bekam eher Lust darauf, dieses Buch auch noch zu lesen.

Man nimmt Teil am Leben und der Entwicklung des Schriftstellers Marcus Goldmann und lernt ihn dadurch sehr gut kennen. Seine Schullaufbahn und Karriere als Schriftsteller, die Beziehung zu seinen Eltern, v. a. zu seiner übergriffigen, besserwisserischen und fordernden Mutter, die Schwierigkeit, eine Partnerin zu finden usw.

Bisweilen stößt man auf zum Nachdenken anregende Sätze, wie „Nostalgie ist die Fähigkeit, uns einzureden, dass unsere Vergangenheit größtenteils glücklich war und unsere Entscheidungen folglich die richtigen waren. Jedes Mal, wenn wir uns an etwas erinnern und uns sagen „Das war schön“, ist es in Wirklichkeit unser krankes Gehirn, das uns stetige kleine Dosen Nostalgie verabreicht, um uns davon zu überzeugen, dass das, was wir erlebt haben, nicht umsonst war, dass wir unsere Zeit nicht vergeudet haben. Dann seine Zeit zu vergeuden heißt, sein Leben zu vergeuden.“ (Seite 40)

Kurzum: Der Roman ist ein unterhaltensamer Pageturner, der, wie auch sein Vorgänger, etliche Wendungen und Überraschungen bereit hält.

Es lohnt sich durchaus, diesen fast 600 Seiten dicken Schmöker zu lesen, auch wenn manches ein bisschen überzogen dargestellt wird. Von Vorteil ist es, wenn man den Roman im Urlaub liest, um dran bleiben zu können, weil die Handlungsstränge immer wieder Umwege nehmen und das Ganze dadurch ein bisschen komplex daherkommt. Ich konnte dran bleiben und deshalb verwirrte mich diese verschachtelte Erzählweise nicht. Im Gegenteil. Es gefiel mir, in einem Roman mehrere Geschichten zu verfolgen und immer wieder neue Wege oder Umwege gehen zu müssen.

Den in der Geschichte mehrfach leise erwähnten Roman „Die Geschichte der Baltimores“ werde ich auf jeden Fall auch lesen. Er steht schon im Regal.

🇺🇸

4/5⭐️

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