Was für‘s Herz mit Happy End.
Der 382-seitige Roman ist ein liebevolles Plädoyer für Freundschaft, Zuversicht, Durchhaltevermögen und Kreativität und eine Ermutigung zu Zusammenhalt statt Rückzug und zum gemeinsamen Betrauern von Verlusten.
Der 28-jährige Vater Danny und sein 11-jähriger Sohn Will sind zwei Trauernde, die einander keinen Trost spenden können.
Der tödliche Unfall vor über einem Jahr hat aus Danny einen Witwer und aus Will einen Halbwaisen gemacht.
Mit einem wunderschönen Satz beschreibt der Autor die Vater-Sohn-Beziehung:
„Liz (Ehefrau und Mutter) war in vielerlei Hinsicht die Brücke gewesen, die sie (Danny und Will) miteinander verbunden hatte, und seit dem Tag, an dem die Brücke eingestürzt war, hatten sie auf verschiedenen Seiten desselben Abgrunds gelebt, hatten einander aus der Ferne betrachtet, während der Abstand zwischen ihnen immer größer wurde.“ (Seite 203)
Danny und Will leben in einer tristen Siedlung aus Betonwohnblöcken in London.
Finanziell ist es schwierig.
Unbezahlte Rechnungen werden an die Kühlschranktür gepinnt, der Mietrückstand führt zur bedrohlichen Konfrontation mit dem Vermieter.
Aber Dannys größte Sorge ist die Sprachlosigkeit seines Sohnes:
Will, der in der Schule von Mark und seinen zwei Kumpels gemobbt wird, indem sie ihn hänseln, einsperren oder schlagen, spricht seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr.
Es ist wohltuend, zu lesen, dass die beiden gute Freunde haben:
-Mo, ein Junge mit Brille und Hörgerät, ist der treue Begleiter und Beschützer von Will.
-Mit Ivan, dem lebensklugen ukrainischen Kollegen von der Baustelle verbindet Danny eine rührende Männerfreundschaft.
-Mit dem Straßenmusikanten Tim gewinnt Danny einen Kumpel, auf den er sich verlassen kann.
Und dann verliert Danny, der liebenswerte und aufrichtige junge Witwer, seinen Job als ungelernte Arbeitskraft auf einer Baustelle.
Eine unermüdliche und immer hoffnungsloser werdende Suche nach einer neuen Stelle beginnt.
In ganz London versucht er tagein tagaus in sämtlichen Metiers vergeblich einen Job zu ergattern. Ungelernt und alleinerziehend – Voraussetzungen, die dieses Unterfangen nicht gerade erleichtern.
Die Beobachtung, dass Straßenkünstlern recht viel Geld in ihre ausgelegten Behältnisse geworfen wird und der mehr oder weniger zufällige Besuch in einem Kostümladen bringen Danny auf eine originelle Idee:
Künftig will er versuchen, sich und seinen Sohn mithilfe eines Pandakostüms über die Runden zu bringen.
Aber wie bei einem Mann ohne außergewöhnliche Talente zu erwarten ist, treten einige Anlaufschwierigkeiten auf.
Und trotzdem: irgendwann wird der tanzende Pandabär zur Hauptattraktion des Parks.
Aber das ist bei weitem nicht das Wichtigste…
Der erste Satz des Romans, den ich mir unschwer verfilmt vorstellen kann, zog mich sofort ins Buch: „Danny Malooley war vier Jahre alt, als er die bittere Erfahrung machte, dass Seife mit Zitronenduft kein bisschen nach Zitronen, aber dafür umso mehr nach Seife schmeckt.“
„Pandatage“ ist eine unterhaltsame, vergnügliche und kurzweilige Lektüre für zwischendurch.
Sie ist gleichermaßen rührend, berührend, ernst und witzig. Ich musste nicht selten laut auflachen und hatte das ein oder andere Mal Tränen der Rührung in den Augen.
Vor der Lektüre war ich sehr skeptisch. Der Titel und die Vorstellung, dass es um einen als Panda verkleideten Mann geht schreckten mich eher ab.
Ich befürchtete, mit schnulzigem Kitsch konfrontiert zu werden, und gleichzeitig war ich irgendwie neugierig und wollte unbedingt offen und unvoreingenommen sein.
Das hat sich durchaus gelohnt! Obwohl Verlauf und Ende im Großen und Ganzen ziemlich vorhersehbar waren und obwohl am Ende „alles“ gut war, hat es mir Spaß gemacht, die Geschichte über Danny und Will zu lesen.
Der flott und flüssig erzählte Roman ist lesenswert und zum Entspannen auf dem Sofa oder im Liegestuhl bestens geeignet.
Ein „Wohlfühlroman“.
4/5⭐️