McGuire, Ian: Nordwasser

Ich bin begeistert! Dieser Roman war mal etwas ganz anderes. Eine spannende und fesselnde Mischung aus Abenteuerroman und Thriller. Ich flog durch die Seiten und war bis zuletzt gespannt auf das Ende. Ich konnte Gerüche, Farben, Kälte, Beklemmung, Angst und das Gefühl des Ausgeliefert seins regelrecht miterleben.

Vom Setting (Ort und Zeit) her wird man an „Moby Dick“ erinnert, aber während es in diesem Roman v. a. um den Kampf zwischen Mensch und Tier geht, geht es in „Nordwasser“ m. E. um mehr. Hier spielt das Zwischenmenschliche (Rivalität, Triebe, gut-böse) eine große Rolle. Auch der Kampf ums Überleben in der Natur. Auch der damalige (und heutige) Umgang mit anderen Völkern, hier: Naturvölkern, und der Natur (Raubbau, Intoleranz…).
Der gemeinsame Nenner ist zweifellos die Habgier.

Der Leser wird in die Mitte des 19. Jahrhunderts katapultiert. Ja, katapultiert! Schon nach wenigen Sätzen ist man mittendrin in der düsteren, unkultivierten, derben, fast gruseligen und Gänsehaut erzeugenden Atmosphäre des Seefahrerviertels in Hull, einem Ort in Yorkshire (England) am Fluß Humber, der in die Nordsee mündet. An diesem Ort möchte ich nicht sein und dem brutalen und skrupellosen Schurken Henry Drax möchte ich nicht begegnen. Von Hull aus geht es auf dem Walfänger „Volunteer“ weiter in Richtung Grönland.

Schon bald deutet sich an, dass es auf dem Schiff ein Geheimnis gibt und dass die Expedition nicht ungefährlich wird.

Dieser raue und rohe, ekelerregende und brutale Szenen enthaltende Roman ist eher nichts für schwache Nerven. Aber so oder so ähnlich könnte es damals auf einem Walfänger eben zugegangen sein. Was soll man anderes erwarten?

Der Arzt Patrick Sumner, der „gute Gegenspieler“, spielt eine große Rolle bei der Enthüllung des Geheimnisses und auch bei der Verfolgung und Aufklärung brutaler Geschehnisse. Zu Beginn scheinen seine Vorstellungen vom Walfang noch recht romantisch zu sein: sich von der Natur beeindrucken lassen, Aquarelle und Kohleskizzen von der unberührten Landschaft anfertigen, Tagebuch führen, lesen. Griechisch lernen. Er rechnet mit einem ruhigen, vielleicht sogar langweiligen Ferienausflug.

Aber es kommt natürlich anders: Gewalt, Konfrontation mit rohen Naturgewalten, der Kampf ums Überleben.

Ich empfehle den Roman gerne!

5/5⭐️

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