Nikoletta Bousdoukou und ihre Tante Poppi, die schon mehrere griechische Lokale mit ihrem Mann geführt hatte, eröffneten 2017 zusammen das vegetarisch-vegane Kafenion „König Otto“ in einer ehemaligen Brauerei in Berlin. Nikoletta war die Wirtin und Poppi kochte.
Nach zwei Jahren wechselten sie ins Café des jüdischen Museums.
Die Designerin und zweifache Mutter Nikoletta ist inzwischen wieder aus der Gastronomie ausgestiegen, aber ihre Tante kocht nach wie vor mit Leidenschaft.
Nikoletta präsentiert uns in diesem hochwertig gestalteten Kochbuch originelle mediterrane fleischlose Rezepte ihrer fröhlichen und energiegeladenen Tante Poppi, die 1973 mit 12 Jahren mit ihrer Familie nach Hamburg kam und die seit ihrer Kindheit in dem griechischen Dorf Sofiko nahe der türkischen Grenze auf Fleisch verzichtet.
Nikoletta erzählt von geliebten Familientraditionen und der Bedeutung des Essens in ihrer Familie und gibt einen kurzen aber eindrücklichen Überblick über die Geschichte und den Alltag ihrer griechischen Einwandererfamilie, die seit jeher in der Gastronomie verwurzelt ist.
Schon beim ersten Durchblättern des Buches entdeckte ich Gerichte, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.
Es handelt sich durchweg um moderne vegetarische Rezepte oder um fleischlose Variationen von traditionellen Gerichten.
Wissenswerte Hintergrundinformationen, Tipps und appetitanregende Fotos bereichern diese griechisch-vegetarische, z. T. vegane Rezeptsammlung.
Ich würde soweit gehen, zu sagen, dass es häufig internationale Rezepte, mit Einflüssen aus der indischen, thailändischen und russischen Küche… sind. Zitronenmelisse, Zitronengras, Petersilie, Dill, Zimt, Kumin, Kurkuma… alles findet Verwendung.
Kulinarische Highlights, die ich bereits gekocht und serviert habe, sind:
⁃ Reisnudeln aus dem Backofen: Köstlich!
⁃ Auberginen Kartoffel Auflauf: Eine vegetarische Variante von Mousaka. Sojagranulat ersetzt das Fleisch und es schmeckt so lecker!
⁃ Geschmorte Zwiebeln: Eine äußerst interessante Kombination! Zimt und Maronen geben diesem Rezept Pepp und Pfiff.
⁃ Gefüllte Auberginen: Absolut schmackhaft und mit den darüber gestreuten Granatapfelkernen sehr kreativ und knackig.
⁃ Galaktopouriko: Diese Süßspeise, Blätterteig mit Grieß und Sirup, schmeckt genauso wie mein Lieblingsdessert im griechischen Restaurant.
Dieses Werk hat mich überzeugt, weil es nicht nur viele interessante und, soweit ich das nach einigen „Experimenten“ beurteilen kann, schmackhafte Gerichte präsentiert, sondern weil es auch griechisch-deutsche Familiengeschichte und ein Gefühl für die Anfänge und Herausforderungen von Gastarbeiterfamilien vermittelt.
Es macht Spaß, zu erfahren, dass und wie die Familie in Hamburg und Berlin Fuss gefasst hat und dass sie es geschafft hat, zwei Kulturen zu vereinen statt ein entweder-oder zu leben.
Ich empfehle „Tante Poppis Küche“, ein ganz außergewöhnliches und besonderes Kochbuch von Nikoletta Bousdoukou und Theopoula Kechagia (Tante Poppi), sehr gerne weiter!
Es verbindet Kulinarik, Kultur, Tradition und Geschichte.
5/5⭐️
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