Nössler, Regina: Die Putzhilfe

Die 33jährige Franziska Oswald aus dem Münsterland ist promovierte Soziologin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Institut in Münster.

Sie flüchtet eines Tages im November und lässt den überfordernden Job, unterstützende Arbeitskollegen, desinteressierte Eltern, einengenden Partner und spießiges Haus auf dem Land zurück.

Sie scheint Angst zu haben. Sie scheint geschlagen worden zu sein.
Vermutlich von ihrem Partner Johannes, den sie seit 7 Jahren kennt und der besitzergreifend und kontrollierend ist.

Franziska versteckt sich in Berlin-Neukölln in einer schäbigen Kellerwohnung und nimmt eine Stelle als Putzhilfe bei der Professorenwitwe Frau Mangold im vornehmen Dahlem an, die sie zufällig in der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel kennengelernt hat.

Im weiteren Verlauf spielen Frau Mangold und die Pubertierende Sina die größte Rolle im Alltag der Putzhilfe Franziska.

Der Leser verbringt viel Zeit im ausführlich beschriebenen Alltag der drei Frauen, die es nicht leicht im Leben haben. Fragen tauchen auf und statt Antworten muss man sich erst einmal mit Vermutungen begnügen.

Weshalb fühlt sich die promovierte Soziologin dazu gezwungen, unterzutauchen?
Warum versteckt Frau Mangold eine Pistole?
Was ist mit der 15 jährigen Sina los, die nach einem Überfall freundschaftliche Gefühle und Vertrauen zu Franziska aufbaut?

Der Leser wird nicht gezielt auf eine falsche Fährte gelockt, sondern lange Zeit ratlos und verwirrt völlig im Dunkeln gelassen.

Immer wieder blitzen die Fragen auf, wohin das alles eigentlich führt und was denn eigentlich passiert ist.

Dann, bereits gegen Ende, wird der Leser mit einer verblüffenden Wendung überrascht. Damit konnte man nun wirklich nicht rechnen!

Während der erste Teil sehr ausführlich und lang war, ging der zweite Teil leider zu schnell und fast abrupt zu Ende.

Trotz dieses Makels gefiel mir dieser außergewöhnliche Krimi mit seinen Themen Überforderung, Grenzüberschreitung, Rivalität, Kontrolle und Einengung.

In die verschiedenen Milieus einzutauchen, war interessant. Immer wieder bewegte man sich abwechselnd im wissenschaftlichen, sozial unterprivilegierten, vornehmen, privat komplizierten oder familiär belasteten Milieu.

Die Lektüre war durchgehend spannend und unterhaltsam und am Ende wurde man mit einem nicht erwarteten aber schlüssigen Ende belohnt.

3/5⭐️

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.