Galgut, Damon: Das Versprechen

Der Roman „Das Versprechen“ wurde mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Er spielt in Südafrika auf einer Farm in der Nähe von Pretoria.

Die 13-jährige Amor lebt seit 7 Monaten im Wohnheim eines Internats. Eines Tages im Jahr 1986 wird sie in das Büro der Direktorin gerufen.

Ihre herrische Tante Tannie Marina erwartet sie dort und teilt ihr mit, dass ihre erst 40-jährige Mutter Rachel nach 6-monatiger Krankheit gestorben ist.

Tannie Marina und ihr Mann Ocki bringen Amor nach Hause auf die Farm ihrer Eltern, damit Amor sich von den sterblichen Überresten ihrer Mutter verabschieden und an der Beerdigung teilnehmen kann.

Amor’s Tante Marina und Onkel Ockie bedauern das Ableben der Schwägerin in keiner Weise. Sie mochten Amors Mutter von Anfang an nicht. Schon als sie vor 20 Jahren auf die Farm gekommen und Teil der Familie geworden sei, habe sie nicht dorthin gepasst.

„Öl und Wasser vertragen sich nicht.“ (S. 20)

Dass Rachel während ihrer monatelangen schweren Erkrankung zum Judentum zurückgekehrt ist, ist ihrem Mann, seiner Schwester Tannie Marina und deren Mann Ocki ein Dorn im Auge… nicht zuletzt deshalb, weil nun ein jüdisches Begräbnis bevorsteht.

Nicht nur diese Rückkehr zum Judentum sorgt nun, nach Rachels Tod, für Missmut und Verdruss in der Familie.

Die dahin siechende Rachel hat ihrem Mann Manie kurz vor ihrem Tod das Versprechen abgenommen, das fleißige und stets hilfsbereite 40-jährige Dienstmädchen Salome für ihre langjährigen treuen Dienste und die aufopfernde Krankenpflege zu entlohnen, indem ihr das Haus, in dem sie wohnt, übereignet wird.

Amor hat dieses Gespräch zwischen ihren Eltern zufällig gehört und über Umwege gelangt das Thema in den größeren Familienkreis, wo sich Tannie Marina erzürnt gegen die Einhaltung des Versprechens ausspricht.

Aber Amor, Astrid und ihr älterer Bruder Anton drängen darauf, dass Mutters Wunsch respektiert und erfüllt wird.

Der 19-jährige Anton kehrt der Familie nach einem Zerwürfnis mit dem Vater den Rücken. Ein loser Kontakt zum Elternhaus bleibt über Astrid, Amors ältere Schwester bestehen.

Erst 9 Jahre später, im Juni 1995, trifft Anton seine gesamte Verwandtschaft wieder. Im Krankenhaus. Auf der Intensivstation. Sein Vater Manie wurde von einer Kobra gebissen und verstirbt daran.

„Die Heimkehr des verlorenen Sohnes“. (S. 126)

Und plötzlich sind sie wieder da: Die Erinnerungen an Mutters letzten Wunsch und Vaters Versprechen.

Wird Salome wohl endlich das Haus überschrieben, in dem sie seit Jahrzehnten wohnt?

Der Roman konnte mich nicht mitreißen, obwohl die Geschichte an sich hätte interessant sein können: Auf dem Sterbebett gibt der Ehemann seiner Frau ein Versprechen. Wird er sich an sein Versprechen halten? Bekommt das dunkelhäutige Dienstmädchen von den weißen Herrschaften was ihr versprochen wurde? Darf sie das Haus, in dem sie lebt, irgendwann ihr eigen nennen?

Meine Neugierde war geweckt, aber schon bald flachte meine Begeisterung ab. Mir sagte die Art und Weise des Erzählens nicht so recht zu.

Manchmal war nicht oder nur so schwer erkenntlich, wer die Geschichte erzählt. Häufig wechselte die Erzählperspektive. Erzählte die Tante? Oder Amor? Oder ein allwissender Erzähler?

Es war v. a. anfangs etwas verwirrend. Ich gewöhnte mich zwar daran, aber bis zuletzt gefiel mir dieser Stil nicht.

Die Gedanken, Gefühle und Handlungen der Protagonisten wurden vom Erzähler regelmäßig kommentiert. Das fand ich einerseits interessant, andererseits wurde dadurch eine Distanz erschaffen, die mich als Leser von Anfang an in eine Beobachterrolle drängte. Ich fühlte mich nie mittendrin, sondern außen vor.

Dass die Geschichte nur recht monoton und düster dahinplätscherte, die Charaktere eher flach als tiefgründig gezeichnet wurden und alle Lebenswege letztlich deprimierend waren, trug auch nicht dazu bei, dass der Roman zu einem Pageturner wurde.

Trotzdem wollte ich durchgängig wissen, wie die Geschichte endet. An einen Abbruch der Lektüre dachte ich nicht.

Welche Schicksale widerfahren den Protagonisten? Wird das Versprechen schließlich eingelöst? Neugierig war ich bis zum Schluss.

Sich thematisch am Rande mit der Apartheid, dem Unabhängigkeitskrieg gegen die südafrikanische Besatzungsmacht, Mandelas Demokratischer Regierung und der ersten demokratischen Wahl 1994 zu beschäftigen, fand ich äußerst interessant.

Ich finde, dass das Thema viel lebendiger und packender hätte umgesetzt werden können. Dass dieser Roman mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde, verstehe ich nicht. Meine Erwartung an einen so hoch prämierten Roman wurde leider nicht erfüllt.

Schade.

3/5⭐️

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